10 Jahre „Woanders und Hier“ – Eine Retrospektive

Am 28.2.2014 erschien mein Album „WOANDERS UND HIER“.

Um es gleich vorwegzunehmen, es ist „UNSER“ Album, die Kooperation zweier Musiker, die sich kurz vorher kennenlernten, Spaß mit– und Respekt füreinander empfanden, einen Testballon starteten, wie es sich denn wohl anfühlen würde, gemeinsam einen meiner Songs zu produzieren. Aus diesem Song ist ein Album geworden, es hat sich einfach so ergeben.

George Kochbeck und ich hatten uns 2 Jahre vorher zum ersten Mal privat getroffen, nach einer virtuellen Beschnupperungsphase, damals noch über „MYSPACE“. Ich hatte ihn angefunkt, war Kochbeck-Fan seit den 80ern, schließlich gehört „HELP THE MAN“ noch immer zu meinen Lifetime-Favorites.

Ich erinnere mich, wie ich ihn damals mit seiner Band GEORGIE RED in der Mindener „BOX“ sah, seine heute erwachsenen Kinder Linda und Lukas waren noch nicht einmal in der Schule. Natürlich stand „HELP THE MAN“ auf der Setliste, aber was mich am meisten berührte, und diese Szene habe ich noch heute vor Augen, als zweite Zugabe spielte die Band „THE OTHER ME“ von Paul McCartney, auch einer meiner Lifetime-Favorites. George stand da mit seinem Umhängekeyboard (ich glaube, es war damals sogar noch weiss) und sang diesen Song, den ich so mag und sogar eingefleischte McCartney-Fans nicht immer auf dem Schirm haben.

Und dann war da noch eine Schallplatte, die ich so mochte, „VIEL ZU SCHÖN“ von Manfred Maurenbrecher, auf der George Kochbeck alle Keyboards spielte, mit diesem DX7- Sound, den George in einer eingeschlossenen Nacht im Berliner Hansa Studio notgedrungen programmierte. By the way, ich mochte seinen Sound immer lieber als den von Stevie Winwood.

Ich war also einer der glücklichsten Menschen auf diesem Planeten, als George 2010 zusagte, in meiner Band „CHARMANTE BEGLEITUNG“ die Tasten zu übernehmen, ein noch größeres Gefühl empfand ich, als wir begannen, an „WOANDERS UND HIER“ zu arbeiten.

Und das war noch nicht das Album, wie gesagt, ein Song. Der Song „WOANDERS UND HIER“.

Die Testphase. Ich bemerkte, wie schnell George begriff, dass meine Songs nur mit meinen Voicings funktionieren und er ließ sie, wie sie waren, arrangierte drumherum mit seinem eigenen, unverkennbaren Sound. Der Track war schnell produziert und der Spaß und die Leidenschaft, mit denen wir daran arbeiteten, schrie nach mehr.

Ich hatte ein paar Songs in der Schublade, längst nicht genug für ein Album und ich schrieb und schrieb, vollkommen inspiriert von dieser funktionierenden Symbiose.

Als wir „ZU LAUT FÜR BERLIN“ im Kasten hatten, waren ein paar Freunde im Studio und ich erinnere ihre offenen Münder, als sie es hörten. Ja, George und ich hatten etwas Besonderes erschaffen, jedenfalls dachten wir das. Meine Songs mit seinen großartigen Arrangements, das hörte sich verdammt gut an.

Ich renovierte in dieser Zeit das alte Bauernhaus meiner Großeltern, riss morgens Fußböden raus, fuhr nachmittags ins Studio. Irgendwann rief George an und sagte, er habe eine Songidee, mit „James Bond“- Akkorden und ich möge doch bitte einenText dazu schreiben, irgendwas wie „CASABLANCA“, er schickte mir das Playback, ich schrieb den Text, sendete das Playback mit Pilotgesangspur, zurück kam ein „Yeah, das ist es, aber wir brauchen da doch noch viel intensivere James Bond-Akkorde!“ Also änderte er das Playback und geboren war „LIEBENSGEFÄHRLICH“, ein 5/4-Takt, zu dem wir das Publikum live immer klatschen ließen …

Am Ende hatten wir 10 fertige Tracks im Kasten, inklusive einer Cover-Version von Maurenbrechers „VIEL ZU SCHÖN“, die ich mir gewünscht hatte. Gewünscht hatte ich mir auch, Georges DX7- Sound auf „FAMOSE LEZZTE WORTE“ noch einmal zu hören.

Als das Album heute vor zehn Jahren auf den Markt kam, waren George und ich felsenfest davon überzeugt, dass wir für unser Werk mindestens den Echo bekommen, den deutschen Schallplattenpreis und auf die Liederbestenliste. Denn ohne arrogant wirken zu wollen, es ist ein zeitloses Album, mit Texten für Erwachsene, clever gemacht mit einem Sound, der zu diesem Zeitpunkt, und noch heute, seinesgleichen sucht. Ein vollkommen abwechslungsreiches Gesamtwerk, inhaltlich und musikalisch.

Als wir dann schliesslich im Laufe des folgenden Jahres bemerkten, dass kein Echo anstand, kein Schallplattenpreis, keine Liederbestenliste, hat es mir fast das Herz gebrochen. Der Erfolg war zwar anerkennend, aber monetär ein einziges Fiasko, wir hatten selbst finanziert. Und keiner wusste mehr, wer was bezahlt hat.

George und mich hätte es beinahe auseinandergetrieben, wir waren kurz davor, nie wieder ein Wort miteinander zu reden.

Manchmal denke ich, ich bin auch deshalb auf eine Insel gezogen, um das alles hinter mir zu lassen, um es zu verarbeiten. Mittlerweile habe ich damit Frieden gefunden. Und George und ich werden in diesem Jahr mindestens zwei gemeinsame Konzerte spielen.

Eines in Wölpinghausen, eines auf Pellworm.

Das Album „WOANDERS UND HIER“ ist physisch vergriffen. Es wird keine Neuauflage geben.

Frizz Feick | 27.2. 2014 | Pellworm

WOANDERS UND HIER | MONOPALAST | 2014

LIEBENSGEFÄHRLICH | NICHT MEHR FÜR DICH | WOANDERS UND HIER | ZU LAUT FÜR BERLIN | VIEL ZU SCHÖN |

SOWAS VON EGAL | OHNE EIN WORT | HAUS HINTERM HÜGEL | NACHTPIRATEN | FAMOSE LEZZTE WORTE

Joo Kraus (Trompete)
Olli Schröder (Gitarren)
Norma Rehmann (Chor)
Christina Lux (Vocals, Chor)
Lucas Kochbeck (Drums)
Torsten de Winkel (Gitarren)
Frank Stehle (Gitarren)
George Kochbeck (Keyboards, Chor)
Frizz Feick (Vocals, Saxophone)

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